Nitrox - warum ? - Das ist hier die Frage...................?????????
Der Versuch einer Antwort von W. Suckrau
Denn noch bis vor kurzem galten mehr als 21% Sauerstoff in der Preßluftflasche aus versicherungstechnischen Gründen als verboten.
Dies hat sich aber vor allem durch die Rebreather, also die halbgeschlossenen Kreislaufgeräte ergeben. Eine Technik, die das Sporttauchen in andere Dimensionen brachte, meiner Meinung nach ein Trugschluß, denn ein Gerätepreis von über 7000 DM übersteigt wohl in den meisten Fällen das Bugdet des normalen Tauchers. Die Folgekosten sind ebenfalls nicht unerheblich. Die Vorteile sollten dagegen nicht unerwähnt bleiben. Die durch die Kalkpatrone erwärmte Einatemluft verhindert eine weitestgehende Auskühlung des Körpers und die extrem langen Tauchzeiten bei sehr geringen Ausatemblasen bilden speziell für den Filmer und Fotografen zwingende Argumente.
Warum also Nitrox ????
Ich glaube, die Probleme unseres normalen Atemgases beim Tauchen sind allgemein bekannt. Reiner Sauerstoff kommt für uns ja nicht in Betracht, aber der beteiligte Stickstoff in unserer Luft läßt, bei dem einen eher, beim anderen später, bekannte Probleme auftauchen. Und hier liegt der Hauptgrund für Nitrox, das heißt eine veränderte Zusammensetzung von Nitrogenium, sprich Stickstoff und aus Oxygenium, dem Sauerstoff.
Die unterschiedlichsten Mixturen können hier Anwendung finden. Der Zweck des Tauchganges bestimmt die Zusammensetzung des Gemisches. In der umseitigen Tabelle sind die häufigsten Gemische für Nitrox aufgeführt.
Aber sind das wirklich Gründe, von den 21% Sauerstoff abzugehen?
Natürlich nicht !!!
Die Hauptgründe für Nitrox liegen in der Möglichkeit, sicherer zu Tauchen. Nicht ohne Grund heißt eine Mischung Safe-Air. Wenn wir die Tauchgründe in unseren heimischen Talsperren einmal Revue passieren lassen, so bringt hier eine Erhöhung des O2-Anteiles den größten Vorteil. Der Stickstoff ist nunmal der Belzebub für den Taucher, eine Verringerung des Anteils kann also nur Vorteile bringen.
Natürlich darf man nicht den O2-Anteil aus den Augen verlieren. Hier einmal eine Übersicht:
Der eine oder andere wird die Tiefenbegrenzungen belächeln, aber ich habe von den heimischen Gewässern gesprochen. Entscheidend ist die veränderte Nullzeit in den jeweiligen Tiefen. Ein Tauchgang am Kraghammer Sattel oder ins Flußbett am Steinbruch der Sorpe bringen uns sehr schnell in Deko-Bereiche.
Ein Beispiel:
Preßluft 21/79 34 m 20 min 3 min / 6m 8 min / 3 m Deko
Nitrox I 32/68 34 m 20 min kein Deko
Erfahrene Taucher werden entgegnen, "ich habe hier noch nie dekompremieren müssen", weil die schräg und flach ansteigende Böschung einen Abbau des Stickstoffs ermöglicht. Das ist nur insoweit richtig, als wir evtl. die Tabelle oder den Tauchcomputer zu Rate ziehen. Die Tabelle wird erst gar nicht mitgeführt, eine Uhr sowieso nicht und dem Tauchcomputer wird blind vertraut. Alles Ansätze für ein Überdenken unserer Tauchgänge.
Doch noch einmal zurück zu den unterschiedlichen Nullzeiten im gegenseitigen Vergleich. Wenn bei einem Tauchgang mit Nitrox C (40/60) auf 30m auch ein normaler Tauchcomputer mitgeführt wird, erkennt man sehr schnell den Vorteil von Nitrox. Die Nullzeit im Nitrox-Computer verringert sich erheblich langsamer als im Luftcomputer.
Hat sich der Sporttaucher von den genannten Argumenten überzeugen lassen, so beginnt ein viel größeres Problem, nämlich die Beschaffung von Nitrox. Zunächst einmal zu den Möglichkeiten. Als einfachste Lösung bietet sich die sogenannte Partialdruck-Füllung an. Zuerst wird der Sauerstoff bis zur gewünschten Menge eingefüllt, dann die Restmenge mit normaler Preßluft aufgefüllt. Beim Membranverfahren wird Luft durch eine spezielle Membrane gedrückt, wodurch ein Teil des Stickstoffes zurückbleibt. Der O2-Gehalt kann so auf bis 40% angehoben werden.
Die dritte Möglichkeit besteht im Anreicherungsverfahren. In den Ansaugstrom eines ölfreien Kompressors wird Sauerstoff konstant zudosiert. So können auch Gasgemische mit mehr als 40% hergestellt werden. Die für uns einfachste Möglichkeit, nämlich das fertig gemischte Gas in der gewünschten Form beim Gashersteller zu kaufen, ist trotz Zusagen auf der Boot `98 durch die Firma Knapsack-Griesheim derzeit nicht möglich.
Das zweite, oft kostspieligere Problem ist die Beschaffung einer sauerstofftauglichen Tauchausrüstung. Vielleicht läßt sich ja noch der Atemregler durch Reinigung und Verwendung tauglicher O-Ringe noch umbauen, aber zusätzlich muß ja noch das Anschlußgewinde in Innengewinde geändert werden. Ähnlich sieht es bei der Tauchflasche aus. Der Umbau einer vorhandenen Preßluftflasche ist kaum sinnvoll, weil Einzelabnahme und Umstempelung, sowie ein neues Flaschenventil mit Außengewinde zu teuer sind. Da bietet sich der Neuerwerb einer Flasche nur für Sauerstoff doch eher an. Zusätzlich sind weitere Anschaffungen nötig. Ein O2-Analyzer zur Bestimmung des O2-Gemisches in der Flasche, direkt vor dem Tauchgang, ein Nitrox-Computer mit Einstellmöglichkeit des Gemisches nach der Messung und die Führung eines Kontrollblattes und einer Checkliste sind obligatorisch.
Diese kurze Beschreibung des Nitrox-Tauchens kann nicht alle Vor- und Nachteile dieser Art des Sporttauchens aufführen, daher möchte ich versuchen, die wichtigsten Argumente für und wider das Tauchen mit Nitrox noch einmal zusammenzufassen.
Vorteile:
Nachteile:
Zum Abschluß noch ein paar Bemerkungen.
Vor meiner Ausbildung zum Nitrox-Instructor habe ich mir von den vorgenannten Vor- und Nachteilen des Tauchens mit Nitrox keine Gedanken gemacht. Das intensive Beschäftigen aber mit den Grundlagen und den Hintergründen und das praktische Tauchen haben bei mir nach den vielen Jahren seit meiner Ausbildung zum Tauchlehrer eine neue Seite des Sporttauchens eröffnet. Ich hoffe, bei dem einen oder anderen die Neugier auf etwas Neues geweckt zu haben, denn neben dem neu zu erlernenden bietet es mal wieder die Möglichkeit sich mit den Bestandteilen unserer Atemluft und den Auswirkungen zu beschäftigen. Wer ernsthaftes Interesse bekundet, dem kann ich ankündigen, daß im Frühjahr `99 ein Spezial-Kurs "Nitrox-Basic-Diver" von mir durchgeführt wird, bei dem die vorseitig beschriebenen Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung gestellt werden.