Nach dem sonntäglichen Ruhetag, der uns die Strapazen der Reise schnell vergessen lies, geht es am Montag morgen wieder zum Flughafen von Ujung Pandang. Wir fliegen vom äußersten Südwesten Sulawesis in den äußersten Südosten, nach Kendari. Mehrere Pick-Up's warten schon auf uns und die ca. 30 weiteren Gepäckstücke mit Nahrungsmitteln für die Expedition. Im Hafen von Kendari wartet schon die Ciska, ein sehr kleiner Hafen am Ende einer weiten Bucht aber optimal gelegen für Expeditionen zum Tukang-Besi Atoll. Letzte wichtige Besorgungen können noch in den kleinen Geschäften im Hafen gemacht werden, bevor am Nachmittag die Anker gelichtet werden und wir zu der 20-stündigen Überfahrt zum Kombode Atoll aufbrechen.
Der erste Tauchgang am Tauchplatz Kombode-West ist sogleich auch das erste Highlight: Über einen Zeitraum von mehreren Minuten kreisen einige Mantas über uns im klaren türkisblauen Wasser. Bei einer Temperatur von ca. 29° C und sehr moderater Strömung genießen wir diese nicht alltägliche Begegnung mit den großartigen Tieren.
Über mehrere Zwischenstopps an verschiedenen Inseln (Pulau) und Riffen (Karang) erreichen wir zwei Tage später die weltberühmten Tauchplätze am Wakatobi Atoll. Weltberühmte Tauchplätze, wie zum Beispiel "Blade", lassen das Herz des Kenners schneller schlagen. Die Plätze sind gekennzeichnet durch ins unendliche abfallende Steilwände und Unterwasserberge die aus der schwarzen Tiefsee bis 15 m unter die Wasseroberfläche aufragen. Die Riffe in diesen Bereichen zeichnen sich durch eine weltweit einmalige Artenvielfalt aus, eine Artenvielfalt die ständig von Biologen aus der ganzen Welt erforscht und zu Studienzwecken genutzt wird. Auf einer der Inseln, Pulau Hoga, befindet sich eine britische Forschungsstation, Biologiestudenten absolvieren hier Praxissemester in der Abgeschiedenheit der Bandasee.
Während unserer Tauchgänge sind Schildkröten, Tunfische und Barrakudas unsere ständigen Begleiter. Nur die großen Räuber sehen wir nicht so oft, White-Tips und graue Riffhaie sehen wir nur selten in der Tiefe. Nach einer Runde bis in den äußersten Süden unserer Tour führt uns der Weg wieder nach Norden, zu einem 12-stündigen Stopp in Pasar Wajo, die Lebensmittelvorräte gehen zu Neige. Während die Mannschaft sich um die Ergänzung der Vorräte bemüht nutzen wir die Zeit für einen Tagesausflug nach Baubau.
Mit einem gemieteten Taxi geht es quer durch die Berglandschaft der Insel Buton auf die andere Seite der Insel. Nach einem Lunch in einem lokalen Restaurant mieten wir uns einige Motorräder samt Fahrern um das Fort oberhalb der Stadt zu besuchen. Der Trip auf dem Motorrad mit einem Bauarbeiterhelm als einzigem Schutz ist ein echtes Abenteuer, sofort sehnt man sich nach den geordneten europäischen Straßenverhältnissen zurück. Das Fort Keraton wurde nicht wie die meisten anderen Forts von den Kolonialherrschern gebaut, sondern vom Sultan von Buton. Dieser leistet lange erfolgreich den niederländischen Besatzern Wiederstand. Die massiven Mauern des Forts umschließen ein Areal von ca. 2 qkm, gebaut aus Korallenstücken, zusammengehalten von einer Zementmischung aus Korallensand und Eiern!
Abends zurück in Pasar Wajo geht es sogleich weiter zu einer weiteren Nachtfahrt zur Insel Pulau Batuata. Die Insel ist ca. 5 km lang und besteht fast nur aus senkrechten Felswänden die hinter dem schmalen Sandstrand aufragen. Diese senkrechten Felswände setzen sich unter Wasser in gleicher Weise fort, es erwarten uns endlose Steilwände die in der tiefen dunkelblauen See verschwinden. Die Tauchgänge vor Batuata sind mit die schönsten unserer ganzen Kreuzfahrt.
Während eines Tauchgangs entfernen wir uns von der Steilwand und tauchen nach Kompass blind in die blaue See. Kurz nachdem die Steilwand aus unserem Blickfeld verschwunden ist und wir im blauen Nichts schweben, sehen wir einen blauen Marlin. Ein Prachtexemplar von bestimmt 2,5 m Länge !. Nach dem zweiten Tauchgang fahren wir entlang der Küste da unser Tauchguide nach vorherigen positiven Erfahrungen gerne wieder eines der lokalen Dörfer besuchen möchte. Diesmal sollte es aber ganz anders kommen...
Ich beschließe mit Markus an Bord zu bleiben, der Rest der Gäste und unser Tauchguide setzen mit dem Beiboot zum Strand vor dem Dorf über. Wir wundern uns, dass nach kurzer Zeit alle wieder an Bord kommen und stattdessen der Kapitän übersetzt. Jimmy, unser Tauchguide, erklärt uns, dass die Bewohner des Dorfes eine Gebühr für das Betauchen des Riffes verlangen, Zigaretten und zusätzlich Bargeld. Um Ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, drohen sie das Boot anzuzünden und zu versenken. Das Boot wird auch sogleich von einer Anzahl von kleinen Fischerbooten umrundet und einige der lokalen Fischer kommen an Bord. Da wir uns hier weit ab von jeder Zivilisation befinden und ähnliche Vorfälle auch hier schon passiert sind, zahlt unser Kapitän die geforderte Summe von umgerechnet 50,- Euro.
Für uns nicht viel, für indonesische Verhältnisse ein kleines Vermögen. Nach diesem unerfreulichen Ereignis verlassen wir sofort den Bereich der Insel Batuata und machen uns auf den Weg nach Kakabia. Nach einer langen Nachtfahrt sind wir nur noch ca. 120 km nördlich von Flores. Nach weiteren unvergesslichen Tauchgängen geht es wieder über Nacht zum Taka Bone Rate Atoll, von dort zur Insel Pulau Selayar. Zwischen Bira (Festland von Süd-Sulawesi) und Pulau Selayar absolvieren wir die letzten Tauchgänge dieser einmaligen Kreuzfahrt. Langsam ist auch die Luft raus, wir sehnen uns nach festem Boden unter den Füßen und einem frisch gezapften, kalten Bier. Erschwerend kommt hinzu, dass die Vorräte an Dosenbier aufgebraucht sind und wir den letzen Abend an Bord bei Cola und Wasser beenden.