Nach Kaffee und Frühstück geht es nun endlich los, das Tauchequipment ist in kleine Stapelboxen verpackt, Flaschen und alles weitere auf dem Pickup verladen. Mit 4 weiteren Gästen geht ca 5 km nach Süden zum Tauchplatz „Kilo Tamania“. Der Tauchplatz liegt auf beiden Seiten einer kleinen Bucht mit Sandstrand, ein optimaler Tauchplatz um sich an die Verhältnisse im Roten Meer zu gewöhnen. Hier sind maximal 20 m Tiefe zu erreichen, zu Beginn des Tauchganges hat man über Sandgrund nicht mehr als 6-7 m Tiefe. Also auch für unseren Diveguide optimale Bedingungen zu schauen was die Neuankömmlinge im Wasser so treiben. Sobald Sashli sich von den Fähigkeiten der Taucher überzeugt hat kann jeder Tauchen wie er möchte, aber natürlich innerhalb der sporttaucherischen Grenzen und nicht alleine. Unsere Planung für dieses Jahr sieht aber ein wenig anders aus. Nachdem wir die Saumriffe im Jahr zuvor ausgiebig betaucht haben möchten wir nun mindestens zweimal zum vorgelagerten Elphinstoneriff und zum Dolphinriff fahren.
Touren zu diesen Riffen werden von der Campleitung problemlos organisiert, es muss nur eine Gruppe von mindestens 7 Leuten zusammenkommen damit sich das chartern des Safaribootes lohnt. Ein Tagestrip mit zwei Tauchgängen inklusive Verpflegung schlägt mit 35 Euro zu Buche, eine Investition die sich aber mit Sicherheit lohnt. Die Fahrzeit zum Elphinstoneriff beträgt vom Hafen Marsa Alam ca. 2 Stunden, zum Dolpinriff 1 Stunde. Da man bei fast jedem Wetter die Tauchboote vom Camp aus vor dem Elphinstoneriff liegen sehen kann, steigt unsere Ungeduld. Daher nimmt Back es in die Hand die anderen Campbewohner von einem Trip zum Elphinstone- bzw. Dolphinriff zu überzeugen.
Eine weitere, mit Sicherheit sehr interessante, Variante ist es mit dem Schlauchboot (Fahrer + drei Taucher), direkt zum Elphinstoneriff zu fahren. Allerdings ist in diesem Fall nur ein Tauchgang möglich und die Fahrt kostet fast genauso viel, nämlich 30 Euro pro Person. Außerdem kann das Schlauchboot verständlicherweise nur bei moderatem Seegang fahren. Aufgrund unserer begeisterten Schilderungen der Tauchgänge im Jahr zuvor sind die weiteren Gäste schnell überzeugt und das Boot kann gechartert werden.
Als erstes steht ein Tagesausflug zum Dolphinriff (Shaab Samadai)auf dem Programm, noch die Schnorchelerlebnisse mit den Delphinen vom letzten Jahr in Erinnerung sind die Erwartungen entsprechend hoch. Aber unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht, nach einer Stunde Fahrzeit mit dem Boot vom Hafen Marsa Alam, können wir vom weiten schon die Schule Delphine beobachten. Das Dolphinriff hat die Form eines Hufeisens, getaucht wird auf der östlichen Außenseite, hier findet man einen Steilhang der auf weit über 40m abfällt. Beim zweiten Tauchgang umrundet man einige Felstürme welche das nordwestliche Ende des Hufeisens bilden. An beiden Tauchplätzen findet sich eigentlich alles was das Rote Meer an Attraktionen zu bieten hat, aber unsere Gedanken kreisen um den Schnorcheltauchgang mit den Delphinen. Da wir am Morgen erst das zweite Boot sind welches am Riff vor Anker geht, entscheidet unser Diveguide als erstes zu Schnorcheln, nicht wie sonst üblich während der Oberflächenpause zwischen den Tauchgängen. Wie sich später herausstellt eine sehr kluge Entscheidung.
Nach kurzer Diskussion ob mit oder ohne Anzug, geht es ab ins Wasser Richtung Innenseite des Hufeisens. Weder Tauchboote noch Schlauchboote dürfen zum Schutz der Delphine (und Schnorchler) die Innenseite des Riffs befahren, also ist ein wenig Ausdauer gefragt. Aber nach spätestens 5-10 Minuten ist die Schule Delphine erreicht, zu diesem Zeitpunkt in etwa 50 Tiere. Wohin man auch schaut, Delphine überall. In diesem Bereich beträgt die Wassertiefe etwa 10m über Sandgrund, also optimale Bedingungen zur Beobachtung der Tiere. Da die Delphine inzwischen an die Schnorchler gewöhnt sind kann man sich ihnen bis auf wenige cm nähern, man hat den Eindruck das die Tiere mit den Schnorchlern spielen. Die Zeit hier vergeht dermaßen schnell, das schon fast eine Stunde vorüber als wir das erste mal zum Boot zurückschauen. Aus den zwei Booten sind inzwischen sechs geworden, unzählige Schnorchler bereiten sich vor oder sind schon auf dem Weg in das Riff. Wir sagen den Delphinen „Auf Wiedersehen“ und Schnorcheln langsam zurück, den Kopf noch voller fantastischer Eindrücke klettern wir natürlich auf das falsche Boot. Vielleicht auch weil es dort so lecker nach Essen gerochen hat. Aber kein Problem, ein kreisendes Zodiac sammelt uns ein und bringt uns auf das richtige Boot. Nun können die eigentlichen Tauchgänge am Dolphinriff beginnen, nach den Schnorchelerlebnissen aber fast schon Nebensache. Aber da haben wir unseren Diveguide Shasli wieder einmal unterschätzt! Er führt die gesamte Gruppe zu Beginn des Tauchganges in eine wunderschöne, offensichtlich wenig betauchte weil kaum zerstörte Grotte, die sich durch einen der Felstürme zieht. Wie in einem Labyrinth tauchen wir kreuz und quer durch den Erk, immer wieder aufs neue Überrascht durch die faszinierenden Lichtspiele.
Der zweite Tauchgang führt uns dann auf die östliche Außenseite des Riffes. Hier fällt das Riff in einem ca. 45 Grad Winkel bis auf 80 m ab bevor es sich ein einem Fels- und Sandslope in der Tiefe verliert. In den teilweise bizarren Felsformationen die reich mit Weich- und Hartkorallen bewachsen sind gibt es viel zu entdecken. Neben zahlreichen größeren Fischen findet sich eine reichhaltige Flora und Fauna im kleinen. Nach unserem Schnorcheltauchgang und den beiden Tauchgängen machen wir uns auf die Rückfahrt nach Marsa Alam und beschließen den ereignisreichen Tag mit Abendsessen und einigen unserer mitgebrachten Biere.
Das zweite Highlight unserer diesjährigen Tour sollten die beiden Ausflüge zum Elphinstoneriff werden. Schon letztes Jahr hatten wir zwei faszinierende Tauchgänge an diesem Riff unternommen. Die Steilwände dieses großartigen Riffs fallen tief ins Blaue ab, über und über mit reichem Bewuchs von Weichkorallen, Schwämmen, Gorgonien und Fächerkorallen. Viele Haie kommen hier häufig her, um zu am bevölkerten Riff zu jagen. Am Nordplateau sieht man oft Schulen von Hammerhaien und ab und zu den Hochsee-Weißspitzenhai.
Das Elphinstoneriff liegt in Sichtweite der Küste und hat die Form eines langezogenen Ovals. Auf der Fahrt zum Riff sagen uns einige Delphine noch mal kurz Hallo: Für einige Minuten spielen einige Tiere in der Bugwelle unseres Schiffes. Ein schöner Beginn unserer Tour, hoffentlich wird der Tag mit weiteren Highlights gespickt sein.
Am Elphinstoneriff kann man meist nur Strömungstauchgänge machen und es wird empfohlen schon einige Taucherfahrung zu haben. In den meisten Fällen ist es so, das die Tauchboote im Süden des Riffes Ankern und die Taucher, mit dem Zodiac, an die Nordspitze gebracht werden. Nun hat man die Möglichkeit die östliche oder die westliche Seite des Riffes zu betauchen, immer abhängig vom Stand der Sonne.
Wer will auch schon gerne im Schatten tauchen.
Was uns letztes Jahr versagt blieb soll nun dieses Jahr endlich eintreffen: Wir sehen hier zum ersten mal Hammerhaie. Da die Strömung an diesem Tag noch moderat ist, haben wir keine Probleme bis zum Plateau auf 40m Tiefe, dem Haipoint, an der Nordspitze des Riffes zu tauchen. Nach einigen Minuten Warten machen wir uns auf den Rückweg mit der Strömung, da endlich tauchen sie aus dem tiefen blau des Roten Meeres auf. Obwohl es nur zwei Tiere sind, ist es für jeden von uns ein beeindruckendes Erlebnis. Im weiteren Verlauf des Tauchgangs sehen wir noch einige Hochseeweißspitzenhaie. Bei unserem zweiten Tauchgang sehen wir die Hammerhaie leider nicht wieder, die Hochseeweißspitzenhaie bleiben aber unsere ständigen Begleiter. Nach den sehr positiven Eindrücken während unseres ersten Tagesausflugs an das Elphinstoneriff planen wir sofort, wenn es die Zeit und die Teilnehmerzahl erlaubt, einen weiteren Ausflug. Da alle Teilnehmer aus dem Camp genauso begeistert waren wie wir, ist es kein Problem die nötige Anzahl von Leuten für diesen Ausflug zusammen zu bekommen. So geht es zwei Tage später wieder auf die große Fahrt.
Diesmal haben wir auch „richtige“ Strömung, will heißen ein Tauchgang nur für Erwachsene. Auch an diesem Tag lassen uns die Haie nicht im Stich, nur die Hammerhaie sehen wir leider kein zweites mal. So haben wir am Ende vier sehr schöne Tauchgänge am Elphinstoneriff unternommen, bei all diesen Eindrücken geraten die vielen Tauchgänge an den Saumriffen fast in den Hintergrund.
Die ganze Schönheit dieses Riffes zu beschreiben würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, es bleibt nur zu sagen das dies ein Tauchplatz ist den ich ohne jedes Zögern immer wieder betauchen würde.
Nachdem wir nun zweimal zu Gast im Camp waren werden wir uns für unseren nächsten Trip an das Rote Meer wahrscheinlich für eine andere Unterkunft entscheiden, aber mit Sicherheit sind wir nicht zum letzten mal im Süden von Ägypten getaucht.